Warum Kunst im Büro?

Ein Beitrag von Rita Steiner

Ich sitze in einem hellen, schön übersichtlich und mit farbigen Akzenten gestalteten Büro. Ich fühle mich wohl, frei und konzentriert. Natürlich sind es in erster Linie die Menschen hier, welche sichtlich gut miteinander auskommen. Aber dies drückt sich ganz klar auch im Office aus. Nach der Kleidung, die wir morgens wählen, ist die Umgebung, in der wir uns aufhalten, das nächstspürbare Element. Der Raum, in dem wir uns bewegen und uns begegnen. Und etwas hier ist „stimmig.“ Soziales Leben, Kunstbetrachtung, Kreativität, Wohlgefühl.

Gutes Office – gute Ideen

Ist Kunst im Büro überhaupt wichtig oder notwendig? Unwillkürlich denke ich an ein Interview mit dem Philosophen und Literaturwissenschaftler Timothy Morton. Auf die Frage, was er davon hält, dass die Wissenschaft der Kollapsologie auf Daten und Statistiken setzt, um z.B. Wege aus der Klimakrise zu finden, sagt er schlicht „nichts,“ Daten und Faktoide würden uns ihre Zahlen als Tatsache nur „entgegenschreien,“ uns aber nicht wirklich verändern und anders handeln lassen. Morton empfiehlt Kunst als Gamechanger.

Gute Ideen – bessere Zukunft

Was also tun? Morton empfiehlt den umgekehrten Weg. Wir sollen nicht versuchen, mit Fakten, welche grundsätzlich aus der Vergangenheit kommen, Gefühle zu erreichen. Sondern eben von diesen Gefühlen, die es zu ergründen gilt, ausgehen. Nur so würden wir neue Lösungen für die Zukunft finden. Und ja, welche Gefühle werden bei unserer permanent bedrohlich wirkenden Informationsflut denn wach? Meist doch Angst und Sorgen. Oder Schuldgefühle, welche einem immer noch wirkenden, aber veralteten Konzept des Mittelalters entspringen. Aber geht es nicht einfach um das Prinzip Verantwortung? Im Sinne von „Ich antworte auf etwas.“

Bessere Zukunft – Hier setzt die Kunst an

Kunstbetrachtung bringt uns in Bewegung. Es gibt Menschen, die in ein Gemälde eintauchen wie in ein Naturerlebnis und Empathie empfinden können, für eine Farbe, eine Landschaft, für die Menschen. Es mag seltsam anmuten, aber große Gefühle für ein Gemälde zu hegen, birgt einen Schatz in sich: die Erkenntnis, mit anderen Dingen und Menschen verbunden zu sein. Hier kommen wir in Bewegung, Verbundenheit und Kooperation. Und dies bricht für einen Moment den oft isolierten Verstand, der bekanntlich nur ein mentales Werkzeug ist und auch nicht alles lösen kann.

Kunst verwandelt uns

Und wenn wir uns heute mit einem Bild identifizieren, weil es uns erfreut, achtsamer oder nachdenklicher macht, sind wir für den Moment verwandelt. Es kann sein, dass wir uns dadurch auch morgen verantwortlicher fühlen und behutsamer mit unseren Mitmenschen, Pflanzen und Tieren umgehen.
Gemälde, die uns in dieser Weise ansprechen, sind dann wie ein stilles Versprechen. Sie wirken wie eine Einladung, erst in unserem eigenen Inneren zu forschen, bevor wir im Äußeren handeln. Daher lohnt es sich, auf eine Meta-Ebene zu gehen. Kunst ist Mittel, kein Ziel. Dafür braucht es kein Seminar, keine Anleitung, keinen Coach. Aber vielleicht eine Couch 😉 an einem frühen Montagabend, wenn Stille einkehrt und vielleicht eine arbeitsreiche Woche bevorsteht. Oder spielerisch gesagt: „Mit dem richtigen Bild an der Wand werden die Schatten gebannt.“

Übung

Kunst vermag es, uns aus unbewusstem, mechanischem Getrieben-Sein des Alltags herauszuholen in den gegenwärtigen Moment. Dieser bekanntlich zählt. Also machen wir das Beste aus dem JETZIGEN. Dies bedarf einiger Übung. Also tauschen wir doch einfach auch alte „innere Bilder“ gegen zeitgenössische aus. Spannend.